ISBN

978-3-926068-34-4

Kosten

23,00 €

Umfang

260 Seiten

Erschienen

Juni 2025

Heft 81

Es wird Zeit!

Argumente, Strategien und Erfahrungen mit Zeit in Frauenbewegungen

Wer sich schon einmal mit der Geschichte von sozialen und politischen Bewegungen beschäftigt hat oder selbst in einer Bewegung aktiv ist, weiß, dass Engagement eng mit der Dimension der Zeit verbunden ist: Es braucht freie Zeit, um sich informieren, Zielsetzungen zu formulieren und um sich zu vernetzen. Diese grundlegende Voraussetzung dafür, in der Gesellschaft aktiv zu werden, ist auch mit sozialer Ungleichheit verknüpft: Zeit zu haben, ist ein Privileg und lässt sich als ein spezifisches soziales Kapital verstehen. Zeit spielt aber auch im Selbstverständnis und der Programmatik von sozialen und politischen Bewegungen eine große Rolle. Die Frauenbewegungen des 19. bis zum 21. Jahrhundert bilden hier keine Ausnahme. Auch sie formulieren Entwicklungspfade und nutzten immer wieder – bis heute – Zeit als Argumentationsfigur, etwa wenn es heißt: »Es wird endlich Zeit, dass…«. Zugleich entstehen in immer schnelleren gesellschaftlichen Entwicklungszyklen auch neue Anforderungen und Herausforderungen, die ihrerseits wieder nach der Neuordnung gesellschaftlicher Beziehungen rufen. Dem stehen, wie Rosa Mayreder schon am Beginn des 20. Jahrhunderts argumentiert hat, Bewegungen gegenüber, die ihre eigenen zeitlichen Abläufe haben, die nicht beliebig beschleunigt oder gebremst werden können. In welcher Weise die Zeitdimension von Bewegungen vergeschlechtlicht ist, wird in Frauenbewegungen im Hinblick sowohl auf die Akteur*innen als auch auf den Aktionsrahmen deutlich. Nicht wenige Aktivist*innen versuchen auf der einen Seite die Zeit zu beschleunigen, um gesellschaftliche Veränderungen durchzusetzen, auf der anderen Seite sind sie als Frauen anderen Zeitregimen unterworfen als Männer und müssen mit ihrer Zeit daher anders umgehen. Aber auch die Protagonist*innen selbst sind zeitlichen Abläufen unterworfen. Ebenso wie die Bewegung altern auch sie: ihr Aktivismus ist an Lebensphasen gebunden, sie ordnen sich bestimmten Generationen zu, blicken im Alter auf vergangene Zukunftsentwürfe zurück oder versuchen ihre Erfahrungen in neue Zeiten zu transformieren. Diese Überlegungen dienten dem hier vorliegenden Heft als Ausgangspunkt. Wir wollten wissen, welchen Einfluss ›die Zeit‹ auf das Engagement in der Frauenbewegung hatte oder ob es zeitliche Ausschlusskriterien gab, die ein Mitmischen in der Bewegung verhinderten. Wir wollten wissen, wie die Aktivist:innen selber ihr Engagement in ihrer Zeit bewerteten und wie sie sich verorteten.

Redaktion

Kerstin Wolff, Johanna Gehmacher

Mit Beiträgen von

Michaela Bill-Mrziglod, Anna Leyrer, Shuyang Song, Elisabeth Perzl, Deike Janssen, Jannes Komenda, Jana Günther, Johannes Kelting, Ron Heckler, Jana Kristin Hoffmann

Blick ins Heft

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